Das Anwesen mit der alten Nummer 46a - ab 1883 hatte es die Nummern 77 und 78 - war mit Sicherheit eines der ältesten Anwesen Nennslingens. Noch auf dem Lageplan von 1825 läßt sich sein Gartenanteil rekonstruieren, der den der drei benachbarten Wirtschaften weit übertraf und nur möglich erscheint, wenn die erste Ansiedlung zu einer Zeit erfolgt war, als noch genügend freie Flächen zur Inbesitznahme zur Verfügung standen - also in sehr früher Zeit. Auf diesem großen Gartengrundstück entstanden 1705, 1717 und 1807 die Häuser Nr. 23, 24 und als letztes die Nummer 99. Begrenzt wurde das Anwesen Nr. 46 nur östlich von dem großen Komplex der alten Ochsenwirtschaft (heute Raiffeisen) und oben vom Marktplatz, in alten Akten auch "am Plan" (Blou) genannt. Mitunter heißt es auch, das Anwesen 46 läge "bei der Linden" oder "gegen die Linden". Demnach stand um 1600 etwa dort wo heute das Kriegerdenkmal ist, eine Linde. Über das tatsächliche Alter des Anwesens läßt sich nichts genaueres sagen. Sichere Daten finden sich erst in den Schenkischen Salbüchern, die bei uns etwa bis 1550 zurückreichen und auch eine örtliche Zuweisung der betreffenden Anwesen bzw. deren Besitzer erlauben. Demnach gab es vor 1550 folgende Besitzer:
Um 1545 einen Cunrad Wagner. 1549 ist dessen Tochtermann Lienhard Peirlein neuer Besitzer und 1557 ist es Wolf Hoffmann. Über ihn heißt es im Salbuch 1:
„Wolf Hofmann, so inhändig hat das Gut als Haus, Stadel, Korb und ein Garten drei Viertel groß, gelegen zwischen Hannsen Stengels Behausung (44) und gegen der Linden, ist den Schenken vogtbar und dienstbar und gibt jährlich seinen gebührenden Teil Vogthabern - und ist sonsten eigen und gehet keinem Herren nit zu Lehen und gibt keinen kleinen Zehent.“ Gerade dieser letzte Zusatz ist außerordentlich bedeutsam, besagt er doch, daß der Besitzer zwar unter der Vogtei (richterliche Gewalt aber auch Schutz) der Schenken stand und dafür gewisse (Fron)-Dienste leisten mußte, andererseits aber von seinem Besitz vollkommen abgabenfrei war. War der erste Besitzer etwa Nachfolger von Adeligen ?
Soviel über die ersten drei Besitzer von 1600. Wie bei fast allen Anwesen fehlen auch hier für die nächste Zeit sämtliche Unterlagen.
Erst 1645, kurz vor dem Ende des 30-jährigen Krieges, wird ein neuer Besitzer genannt, Sigmund Öffelein. Von ihm wissen wir etwas mehr. Einer seiner Vorfahren (Leonhard Öffelein) erscheint am 16.02.1609 als gewesener Steinmüller. Er selbst 1611 als Schenkischer Vizerichter, 1651 als Gerichtsschreiber.
Seine Nachfolger im Besitz des Anwesens sind 1664 Hanns Georg Blümlein aus Weißenburg und 1678 Matthias Heinrich, der die Witwe des Vorbesitzers Blümlein heiratet.
1664
Hanns Georg Blümlein (Schreiner, * in Weißenburg, † 03.11.1677, Vater Kaspar, Rosenbader in Weißenburg)
⚭ 26.09.1664 Maria Schlund
Tochter Margarete (* 23.09.1668)
Sohn Hans Georg (* 06.11.1670)
Nach dem Tod ihres Mannes heiratet die Witwe den Schreiner Matthias Heinrich.
1678
Maria, Hanns Georg Blümleins hinterlassene Witwe
⚭ 25.06.1678 Matthias Heinrich (Schreiner, † 25.12.1685)
Nach nur 7-jähriger Ehe starb Matthias Heinrich im Alter von 39 Jahren. Um diese Zeit gibt es folgende Beurkundung:
„1687: Matthias Heinrichs Wittib besitzt das Gut, Haus, Stadel, Korb und einen Garten dabei, ungefähr ein halbes Tagwerk groß, ist eigen und gibt auch keinen kleinen Zehent.“
Bald danach heiratete die Witwe, und zwar den Schreiner Johann Leonhard Braun.
1687
Maria, Matthias Heinrichs hinterlassene Witwe
⚭ 01.11.1687 Johann Leonhard Braun (Schreiner
Leonhard Braun wird damit der Stiefvater der Kinder Blümlein aus der ersten Ehe seiner Frau und der Kinder Heinrich aus deren zweiter Ehe. Als daher 1705 die Maria Sibylla Heinrich heiratet, wird deren Mann Johann Antony Geiger als Leonhard Brauns Tochtermann bezeichnet.
1705
Johann Antoni Geyger (Glaser)
⚭ 11.08.1705 Maria Sibylla Heinrich (* 09.03.1684)
In Zusammenhang mit dieser Heirat erfahren wir auch folgendes:
Anno 1705 hat Hans Leonhard Braun, Schenkischer Untertan und Schreiner, welcher schon einen Korb bei seinem (eigenen) Haus hat, nämlich die spätere Nummer 45, noch desgleichen Wohnhaus in seinem Garten bauen lassen und seinem Tochtermann Johann Antoni Geyger, Glasern, erblich überlassen. Im gleichen Sinn lautet die Angabe im Syburger Salbuch 125 vom 10. Juli 1705: „Hans Leonhard Braun überläßt mit Konsens gnädiger Herrschaft seinem Tochtermann Hans Antoni Geyger, Glaser, ein Stück seines Gartens zur Erbauung eines Häusleins oder Korbhäusleins um 20 Gulden kaiserlich.“ Dieses 1705 neu erbaute Wohnhaus erhielt später die Nummer 23.
1719 taucht dann ein zweiter Schwiegersohn auf, es ist Leonhard Schleißinger, der schon 1692 eine Tochter aus der ersten Ehe mit Hans Georg Blümlein geheiratet hatte.
1719
Leonhard Schleißinger (Schustermeister, * in Burgsalach)
⚭ 26.04.1692 Margareta Blümlein
Sohn Daniel (* 24.06.1702)
Diesem wird nunmehr das Anwesen Nr. 46 übergeben.
04. Jan. 1719: „Maria, die Ehefrau des Schreiners Hans Leonhard Braun, verkauft weil 70-jährig, an ihren Tochtermann Leonhard Schleißinger ihr neben Michael Riedel und der Straß auf dem sog. Plan situiertes Wohnhaus nebst dem Stadel, Garten und dem daneben angebauten Korbhäuschen um 480 Gulden kaiserlich gegen freie Wohnung im Korb. Auch für den Mann ad dies vitae - eine evtl. zweite Frau muß jedoch den Korb räumen - außerdem ein Viertel vom Stadel zur Nutznießung.“
Nach dem Tode ihres Mannes Leonhard Schleußinger am 29.12.1723, genannt der Planschuster, übernahm die Witwe Margarete Schleußinger selber das Anwesen als sog. Planschusterin. Erst 12 Jahre später übergab sie es an ihren Sohn Daniel.
„26. Okt. 1735: Margareta, weiland Hans Leonhard Schleißingers Schusters hinterlassene Wittib, übergibt nach 12-jähriger Witwenzeit ihrem einzigen Sohn Daniel Schleißinger ihr Haus, Stadel, wobei ein Korbhäuslein und Garten, zusammen ein halbes Tagwerk, neben Michael Riedel und der Straß um 400 Gulden.“
1735
Daniel Schleußinger (* 24.06.1702)
⚭ 04.10.1735 Anne Maria Knolmayer aus Bergen
Nochmals 16 Jahre später, 1751, bahnt sich ein größerer Wandel an. Das Anwesen wird wiederum verkauft, doch das Korbhaus, das von nun an ein eigenständiges Dasein führt, davon abgetrennt.
„07. April 1751: Der Schenk-geyerische Schuster Daniel Schleißinger verkauft an Konrad Meinhold Horn, bisherigen eichstättisch-domkapitularischen Schreinermeister zu Thalmässingen, das 1735 von seiner Mutter übernommene Haus und Stadel (46) mit Ausschluß des dabeiliegenden Korbhauses und dem dabei befindlichen Wurzgärtl, dann den Garten, ca. ein halbes Tagwerk - durch das in den Garten gebaute Schreiner Konrad Meinhold Horns Haus (24) aber verringert worden, liegt alles neben Michael Riedels nunc Hans Jörg Gloßners Haus und an der Straße im 825 Gulden.“ Verkäufer des Anwesens wurde dadurch Besitzer des dazugehörigen Korbhauses, später Nr. 45.
Zu dem in obigem Kaufvertrag genannten Haus Konrad Meinhold Horns Haus, durch das die Gartenfläche von einem halben Tagwerk "verringert" wurde, bedarf es folgender Erläuterungen:
Der genannte Konrad Meinhold Horn aus Thalmässing hatte in Nennslingen um das Bürgerrecht ersucht und dieses am 17. Nov. 1716 zusammen mit seiner Frau erhalten. Voraussetzung war u.a. der Nachweis von Besitz. Zu diesem Zweck hatte er bereits 1716 von dem Vorbesitzer Leonhard Schleißinger in dessen Garten ein Grundstück erworben und sich dort ein eigenes Haus - allerdings ohne Gemeinderecht, also ein Korbhaus - erbaut, von dem es 1719 heißt: Konrad Meinhold Horn „habe von diesem Haus noch seine Freijahr zu genießen“, d.h. es stand zu dieser Zeit noch keine vollen vier Jahre. In diesem Korbhaus - es bekam später die Nummer 24 - hatte Konrad Meinhold Horn bis zum Erwerb des Anwesens Nr. 46 gewohnt. Er siedelte nunmehr in dieses über, während er sein Korbhaus seinem Sohn Moritz überschrieb.
1751
Konrad Meinhold Horn (Schreinermeister, * 08.01.1677 in Thalmässing, † 17.07.1752)
Schon ein Jahr später am 17. Juli 1752 starb der alte Schreiner Horn. Über die Jahre danach ist nichts zu erfahren, doch ist sicher, daß die Witwe allein das Haus weiterbewohnte.
Erst 1762 gibt es neue Veränderungen; das Haus wird wiederum verkauft.
„23. Sept. 1762: Das Konrad Meinhold Horns, Schreinermeisters, deserirte (verlassene) Haus wurde von Herrschafts wegen zur Versteigerung ausgeschrieben und dann an den Seilermeister Johann Kilian Schuhmacher um 750 Gulden verkauft. Es besteht aus dem Haus und zwei kleinen Wurzgärtlein, hat ehedem auch einen Korb und noch ein Wurzgärtlein dazugehört, ist aber alles am 07. April 1751 davon abgeteilet worden (später Nr. 45). Liegt alles neben Johann Georg Gloßners sen. Haus und der Straße.
Vorbehalt: Der Käufer muß des Schreiner Horns Eheweib noch volle sechs Jahre, d.h. bis Martini 1768 unentgeltlich bei sich im Hause wohnen lassen. Außerdem muß er noch die restlichen Horns Schulden bezahlen und darf dem derzeitigen Besitzer des Korbs (45) Daniel Schleißinger nichts in den Weg legen.“
Innerhalb von 100 Jahren hatten sich also die Besitzverhältnisse am Anwesen Nr. 46 weitgehend geändert. 1662 war Hans Georg Blümlein der einzige Besitzer gewesen von einem Anwesen, dessen Garten bis an die Lohgasse reichte. 1705 war dann für den ersten Schwiegersohn Hans Antoni Geyger ein Stück Garten abgetreten worden (spätere Nr. 23), dem 1716 ein weiteres für Konrad Meinhold Horn folgte (spätere Nr. 24). Am 07. April 1751 war das zum Anwesen (46) zugehörige Korbhaus abgetrennt worden und führte seitdem ein Eigendasein (spätere Nr. 45). Nur das ursprüngliche Haus des Anwesens war bis zu dieser Zeit unverändert geblieben und gehörte als Ganzes seit 1762 dem neuen Besitzer Johann Kilian Schuhmacher. Über ihn besitzen wir genaue Nachrichten.
Sein Vater, ebenfalls ein Johann Kilian Schuhmacher, wohnte zur Zeit des Erwerbs von Nr. 46, also 1762, auf Nummer 11. Ein Bruder von ihm, Matthias Christian Schuhmacher, in Berolzheim, er selber auf Nr. 69 - also schräg gegenüber.
Johann Kilian Schuhmacher (Seilermeister)
⚭ 24.09.1709 Katharina Schmidt
Sohn Johann Kilian (* 17.01.1717)
1762
Johann Kilian Schuhmacher (Seiler, * 17.01.1717, † 24.11.1783)
⚭ 18.05.1745 Maria Susanna Rührnschopf
Sohn Johann Friedrich (* 10.08.1752)
Dieser kauft am 23.09.1762 das Anwesen Nr. 46.
1769 sehen wir ihn als einen der vier Antragsteller für den Bau der Leinmühle, deren Ausbau er in den Folgejahren als seine Hauptaufgabe betrachtete.
10 Jahre später, am 29. März 1779, übergibt er das Anwesen Nr. 46 seinem einzigen Sohn Johann Friedrich Schuhmacher.
„29. März 1779: Der Seilermeister Johann Kilian Schuhmacher überläßt seinem einzigen Sohn Johann Friedrich Schuhmacher sein bisher besessenes Untertanengut, bestehend in Haus, Stadel, einen großen und zwei kleinen Wurzgärtlein, zusammen ein Viertel Tagwerk haltend, mit allem Werkzeug um 800 Gulden rheinisch.“
1779
Johann Friedrich Schuhmacher (Seilermeister, * 10.08.1752)
⚭ 04.05.1779 Regina Barbara Arnold (* 17.06.1760, † 05.09.1833)
Sohn Johann Kilian (* 31.07.1782)
Sohn Johann Friedrich (* 17.02.1785)
Schon 1802 gibt es neue Veränderungen.
„23. Sept. 1802: Der Seilermeister Johann Friedrich Schuhmacher übergibt sein Gut seinem Sohn Johann Kilian Schuhmacher, bestehend in Haus, Stadel, großem und zwei kleineren Wurzgärtlein, zusammen ein Viertel Tagwerk, gelegen zwischen der Straßen und der Wolfgang Gloßner'schen Ochsenwirtschaft.“
„04. Nov. 1803: Der Seilermeister Johann Friedrich Schuhmacher, der vor einiger Zeit die Hälfte seines Gutes seinem ältesten Sohn Johann Kilian überlassen wollte, aber, da letzterer keine anständige Heirat darauf machen konnte - alles wieder rückgängig gemacht hat, verkauft diese jetzt dem Zimmermann Matthias Walbinger, und zwar im Wohnhaus, den vorderen Teil des selbigen auf der Seitn gegen den Johann Michael Burger (45).“ Zusätzlich wird bei diesem Vertrag am 24. Febr. 1803 festgelegt, daß der Verkäufer Johann Friedrich Schuhmacher „einen Platz zur Erbauung eines Korbhauses mit einer Breite von 28 Schuh in den Garten neben der Straße neben dem Feuergeräthäuslein“ erhält.
Das ehemalige Wohnhaus vom Anwesen Nr. 46 bestand nun aus zwei eigenständigen Hälften, der einen mit der Nummer 46 a, die von Matthias Walbinger bewohnt wurde, und der anderen mit der Nummer 46 b, die zunächst noch von Johann Friedrich Schuhmacher selbst bewohnt wurde. Erst am 31. Aug. 1805 wurde der Sohn Kilian zwecks Genehmigung der Ansässigmachung und Verheiratung mit diesem halben Teil des väterlichen Besitzes bedacht.
1805
Johann Kilian Schuhmacher (Seilermeister, * 31.07.1782)
⚭ 27.11.1805 Margareta Elisabetha Sibilla Wechsler
⚭ 2. Ehe 31.01.1810 Margareta Barbara Bartel aus Solnhofen
Ehe kinderlos.
Der Vater Johann Friedrich Schuhmacher sen. selbst hatte jedoch in der Zwischenzeit für sich dadurch vorgesorgt, daß er auf dem im Vertrag vom 24.02.1803 ausbedungenen Platz ein separates Haus gebaut hatte, das später die Nummer 99 erhielt. Über dieses, wie über das alte Wohnhaus Nr. 46, geteilt in 46a und 46b, wird nunmehr gesondert berichtet.
Haus 46 a
Von 1779 bis 1802 befand sich das Anwesen Nr. 46 als Ganzes im Besitz von
1779
Johann Friedrich Schuhmacher (Seilermeister. * 10.08.1752)
⚭ 04.05.1779 Regina Barbara Arnold (* 17.06.1760)
Wie anderweitig zu erfahren, wurde Schuhmacher am 27.01.1803 vom preußischen Justizamt Stauf aufgefordert, das vormundschaftliche Vermögen der Regina Barbara Fellner, die einen Neupert zu Steinbühl geheiratet hatte, in Höhe von 274 Gulden umgehend zurückzuzahlen, andernfalls wurde mit der Zwangsversteigerung seines Besitzes - des Anwesens Nr. 46 - gedroht. Es war, wie es in einem damaligen amtlichen Schreiben hieß, „die Zeit größter Geldnot“, wo sehr viele Anwesen in Nennslingen auf Gant kamen oder die Besitzer ihre Häuser zur Hälfte verkaufen mußten. Auch Johann Friedrich Schuhmacher hatte offensichtlich die geforderte Geldmenge nicht bei der Hand. In dieser Zwangslage verkaufte er am 17.02.1803 die Hälfte seines Hauses, und zwar den vorderen Teil desselben, „auf der Seitn gegen Michael Burger“ an den Zimmermann Matthias Walbinger um 1400 Gulden. Davon waren 200 Gulden innerhalb von 8 Tagen in bar zahlbar, der Rest wurde verteilt.
Mit diesen 200 Gulden in der Tasche und einem kleineren eigenen Bestand konnte Schuhmacher die Forderungen von Stauf erfüllen. Eine Quittung über den Erhalt von 274 Gulden 49 1/2 Kreuzer und den Sportelgebühren von 10 Gulden 49 1/2 Kreuzer ist dem damaligen Schreiben vom 24.02.1803 angefügt.
1803
Matthäus Walbinger (Zimmermeister, † 04.08.1823)
⚭ 21.02.1764 Dorothea Eleonora Keller
Sohn Johann Georg (* 17.09.1777 + 21.07.1828
1810
Johann Georg Walbinger (Zimmermann, * 17.09.1777, † 21.07.1828)
⚭ 17.03.1810 Maria Katharina Loy aus Emetzheim
Es lag auf der Hand, daß Walbinger infolge des großen Geldmangels die Zinsen für das teuer erworbene Halbhaus (46 a) - wie so viele andere auch - nicht bezahlen konnte. Es kam zur Zwangsversteigerung 1812.
Neuer Besitzer wurde der Schwager Martin Knollmeyer aus Pyras. Martin Knollmeyer aus Pyras hat 1812 aus der Gantmasse des Georg Walbinger das halbe Anwesen um 540 Gulden erkauft.
„30. Mai 1812: Das in Gant verkaufte halbe Anwesen des Johann Georg Walbinger liegt zwischen der Straße und des Michael Burgers und Christoph Gloßners Anwesen, stößt vornen auf den Marktplatz und hinten an das Zacharias Weichselbaum'sche und Elisabetha Simader'sche Wohnhaus.“
1812
Martin Knollmeyer
⚭ 22.08.1793 Anna Margareta Walbinger
Amtlicher Zusatz:
„Syburg, 03. Juni 1812: Bei den ungünstigen Zeitumständen und dem gänzlichen Geldmangel muß die Gutsherrschaft leider die geringe Schätzung ratifizieren, jedoch wegen einer neuen Taxierung intervenieren.“
Neue Schätzung am 20. Juni 1812 nur 40 Gulden mehr, auf 540 Gulden.
In der Zeit vom 17.02.1803 bis 03.06.1812 war also der Wert des Halbhauses Nr. 46a von 1400 auf 540 Gulden gesunken, d.h. um fast 60 %.
Doch auch Knollmeyer konnte das Haus nicht halten. Schon drei Monate später verkaufte er es wieder. „Syburg 09. Okt. 1812: Martin Knollmeyer aus Pyras, vertreten durch seinen Schwager, den Zimmerer Johann Georg Walbinger, will sein halbes Korbhaus an den Bräuknecht Matthias Feldheimer aus Brandt für 220 Gulden verkaufen (der Preis ist erneut um fast 50 % gefallen). Dieses Korbhaus liegt zwischen der Dungstatt des halben Anwesens von Martin Knollmeyer und dem Korbhaus des Ochsenwirts Christoph Gloßner, stößt vornen an Michael Burgers Wurzgärtlein und hinten an des Knollmeyers Stadel und gehört nichts dazu, als ein kleines Wurzgärtlein. Kaufpreis 222 Gulden.“
1812
Johann Matthias Feldheimer (Bräuknecht aus Brandt)
⚭ Anna Maria Gerstner
Tochter Elisabeth (* 06.04.1814)
Am 19.01.1817 ist das Halbhaus wieder in den Händen von Martin Knollmeyer, der es an seinen Schwager zurückverkauft.
„Syburg, 19. Jan. 1817: Protokoll über das im Jahr 1812 von Martin Knollmeyer in Gant erkaufte Johann Georg Walbinger'sche halbe Anwesen und nun von diesem wieder an den vorigen Besitzer um 600 Gulden verkauft.“
1817
Johann Georg Walbinger (Zimmermann, * 19.09.1777, † 23.08.1828)
⚭ 17.03.1810 Maria Katharina Loy aus Emetzheim
Tochter Maria Katharina (* 30.06.1811)
Nach dem Tode ihres Mannes 1828 erbt die Witwe das Anwesen. Zunächst hatte in dem Haus gleichzeitig ihr ältester Sohn Johann Friedrich mit seiner Frau und den Kindern gewohnt.
1828
Johann Friedrich Walbinger (Zimmergeselle, * 17.11.1764)
⚭ 15.10.1793 Margareta Walhäuser (* 16.01.1704 in Hundsdorf)
Sohn Johann Friedrich (* 26.02.1803)
Nachdem jedoch beide Eltern 1820/21 gestorben waren und 1828 auch ihr Mann starb blieb die Witwe zunächst mit ihrer Schwiegertochter, geb. Loy, und deren Tochter Maria Katharina, die zu dieser Zeit 17 Jahre alt war, allein im Haus. 1840 heiratete diese einen Georg Beyer aus Wengen.
1840
Johann Georg Beyer (Schuhmachermeister, * 08.12.1811 zu Wengen, † 25.07.1867)
⚭ 27.10.1840 Maria Katharina Walbinger (* 30.06.1811, † 14.01.1858)
Sohn Johann Georg (* 03.12.1848)
Laut Übergabevertrag ging 1840 nur das Haus allein an den Ehemann ihrer Tochter Katharina über. Nachfolger ist der Sohn Johann Georg Beyer.
1871
Johann Georg Beyer (Schuhmachermeister, * 03.12.1848)
⚭ 04.07.1871 Anna Barbara Schuster
Die ersten zwei Kinder Anna Barbara, geb. 06.06.1872, und Anna Margareta, geb. 03.04.1873, werden noch auf Nr. 46a geboren, dann siedelt die Familie ins Hirtenhaus Nr. 1 (Johann Georg Beyer ist Gemeindehirt) über. Zwischen 1905 und 1913 ist das Haus Nr. 77 in den Besitz von Friedrich Fischöder übergegangen.
1905
Johann Friedrich Fischöder (Säckler, * 21.10.1857, † 19.02.1927)
⚭ 30.09.1883 Anna Margareta Amesdörfer
Nach dem Tod Fischöders am 19.02.1927 wird das Haus nur noch von Georg Adam Drescher von Reuth u. Neuhaus bewohnt, nach dessen Ableben 25.09.1930 aber abgerissen. 1931 sind die beiden Häuser Nr. 77 und 78 aus den Gemeindeakten verschwunden. An ihrer Stelle entsteht die Bäckerei des Georg Grimm mit der neuen Nummer 76.
Haus Nrr. 46 b
Bis zum Jahr 1802 war das Anwesen mit der damaligen Nummer 46 stets im Besitz eines Einzelnen gewesen, und zwar war es zu dieser Zeit der Seilermeister Johann Friedrich Schuhmacher, seit 04.05.1779 verheiratet mit Regina Barbara Arnold. Es war die Zeit einer außerordentlich großen Geldknappheit bei gleichzeitig hochgetriebenen Grundstückspreisen. Offensichtlich unter dieser Geldknappheit leidend, verkaufte Johann Friedrich Schuhmacher die Hälfte seines Hauses, und zwar den vorderen Teil am 17.02.1803 um die hohe Summe von 1400 Gulden an den Zimmermeister Matthias Walbinger, spätere Nr. 46 a. Die andere Hälfte bewohnte er zunächst noch selbst, verkaufte sie jedoch an seinen Sohn Johann Kilian am 31. August 1805. Die betreffende Beurkundung lautet:
„Am 31. August 1805 verkauft Johann Friedrich Schuhmacher sein bisher besessenes und bereits schon vor einiger Zeit ordentlich mit dem anderen halben Hausbesitzer Johann Michael Walbinger abgeteiltes halbes Gemeindehaus, gegen die Straß mit Stall, einem vor dem Haus mit einer Mauer umgebenen Wurzgärtlein, dem halben Teil des neu erbauten Stadels gegen den Garten, der Hofreith und des Pompbrunnens an seinen Sohn Johann Kilian Schuhmacher, einschl. verschiedener Feldstücke um 900 Gulden, ausgenommen der freie Gebrauch der dem Verkäufer ganz allein fernerhin zuständigen Leinmühl, nebst allen dazu erforderlichen und vorhandenen Fässern, Kesseln, Schäffern und dergl., solange nämlich solche der Verkäufer in Besitz haben werde“. Danach erst bekam der Sohn Johann Kilian die Genehmigung zur Ansässigmachung und Verehelichung.
1805
Johann Kilian Schuhmacher (Seilermeister, * 31.07.178)
⚭ 27.11.1805 Maria Elisabetha Sibilla Wechsler (* 01.05.1770, † 28.04.1809)
Tochter Maria Magdalene (* 16.08.1806, † unverheiratet 05.07.1883)
⚭ 2. Ehe 31.01.1810 Margareta Barbara Bartel aus Solnhofen
Keine Kinder nachweisbar.
Dieses an den Sohn Johann Kilian verkaufte Halbhaus erhielt später die Nummer 46b.
Johann Friedrich Schuhmacher selber verlegte danach seinen Wohnsitz in das zwischenzeitlich für seine eigenen Bedürfnisse erbaute Korbhaus mit der späteren Nummer 99, für das er sich bereits im Vertrag mit Matthias Walbinger am 24. Febr. 1803 den benötigten Baugrund ausbedungen hatte. Besitzer von Nr. 46b ist zunächst Johann Kilian Schuhmacher. Doch auch er ist den schwierigen allgemeinen Verhältnissen nicht gewachsen und muß bereits sieben Jahre später sein Halbhaus verkaufen.
„Das Kilian Schuhmacher'sche halbe Anwesen ist in Gant gekommen und von dem Dienstknecht Georg Mayer, aus Neudorf gebürtig, um 500 Gulden erworben worden.“ Kurze Zeit danach heißt es: „Syburg, 21. März 1812: Das Georg Mayer, Dienstknecht, aus Neudorf gebürtig, gehörige halbe Untertanengut des Seilermeisters Johann Kilian Schuhmacher, das er um 500 Gulden erkauft hat, ist in Gant kommen - es liegt neben dem Fuhrweg an des Ochsenwirt Georg Gloßner'schen Wirtschaftsgut, stößt hinten an den Sattler Zacharias Weixelbaum und vorn auf den Marktplatz.“
Im Juli ist ein Käufer gefunden.
„Syburg, 10. Juli 1812: Johann Georg Mayer will das ihm am 31.03. zugeschriebene halbe Gut an die ledige Eva Maria Lang wieder verkaufen. Kaufpreis 500 Gulden.“ Zum Anwesen der Eva Maria Lang gehörte augenscheinlich ein großer Garten, der bis zum Nachbarn Zacharias Weixelbaum an der Lohgaß reichte. Am 16. Sept. 1812 wurde ein Teil dieses Gartens an Zacharias Weixelbaum verkauft. Das darüber erstellte Protokoll lautet: „Syburg, 16. Sept. 1812: Erwerbsprotokoll über ein kleines Gärtlein, welches aus dem halben Eva Maria Lang'schen Gütlein gezogen und nun in das Sattlermeisters Zacharias Weixelbaum'sche Gütel einverleibt worden. Der Gartenanteil beträgt in der Länge 50 Werkschuh, in der Breite bei des Ochsenwirts Garten 38 und bei dem Elisabetha Simader'schen Korbhaus 26 Werkschuh, stößt gegen Morgen an des Ochsenwirts Christoph Gloßners Garten, gegen Abend an den Elisabeth Simader'schen Korb, nun aber halbes Gemeindehaus, gegen Mittag an des Käufers Zacharias Weixelbaums Gärtlein und gegen Mitternacht auf einen Gang, welcher vermag Protokoll vom 04. Nov. 1803 als privates Eigentum der Supplicantin Eva Maria Lang gehört. Diese Gärtlein hat sowohl als Wurz- oder als Schorggärtlein kein besonderen Wert. Kaufpreis 45 Gulden.“
1812
Eva Maria Lang (* 17.03.1784)
Tochter des Gemeindeschäfers Thomas Lang und seiner Ehefrau Rosina Meyer.
Zwei Jahre später gibt es erneut einen Wechsel.
„Syburg, 16. Febr. 1814: Eva Maria Lang (begleitet von ihrem Bruder Georg Lang) verkauft ihr seit dem 13. Juni 1712 besessenes Gut an den Nagelschmiedgesellen Johann Georg Kaufmann von Ettenstatt, der den Entlassungsschein vom Militär bereits vorgezeigt hat, um 500 Gulden. 300 Gulden sind sofort bar zu bezahlen, 200 Gulden bleiben auf dem Haus stehen. Sie behält sich einen Winkel auf Lebenszeit vor. Sollte sie kurz oder lang heiraten muß ihr der Käufer 50 Gulden bar bezahlen.
Das infragestehende halbe Untertanengut besteht aus der Hälfte des Hauses und zwar gegen die Straße, dem halben Stadel und einem vor dem Haus befindlichen und mit einer Mauer umgebenen Wurzgärtlein, dann derer Grenz bei dem Weixelbaum'schen Gärtlein und liegt das ganze Gut zwischen dem Fuhrweg und dem Ochsenwirt Christoph Gloßner, stößt hinten an den Sattler Zacharias Weixelbaum und vornen auf den Marktplatz.
1814
Johann Georg Kaufmann (Nagelschmiedmeister, * in Ettenstatt, † 17.11.1817)
⚭ 16.04.1815 Jakobine Dorothea Dollhopf aus Öttingen
Sohn Georg Michael (* 11.06.1815)
Sohn Johann Heinrich (* 01.02.1817
Nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes am 17.11.1817 heiratete die Witwe 1820 ein zweites Mal.
1820
Jakobina Dorothea Kaufmann (geb. Dollhopf, 39 Jahr alt)
⚭ 2. Ehe 12.07.1820 Johann Kaspar Ballenberger (Nagelschmied)
Am 27. März 1834: Der Nagelschmied Kaspar Ballenberger ist am 16. März gestorben. Seine Witwe Jakobine erbt ein halbes Haus, einen halben Stadel und ein Gärtlein und soll aus 300 Gulden Handlohn bezahlen, stirbt aber bereits drei Monate später am 16.06.1834. Erben sind ihre Söhne, die am 19. März 1835 den Bestehehandlohn aus dem Halbhäuslein von 300 Gulden (= 6 2/3 %) in Höhe von 20 Gulden 24 Kreuzer bezahlen.
Acht Jahre später, am 21.07.1842, übernimmt der Sohn Michael Kaufmann, von Beruf Nagelschmied, allein das Halbhaus seiner am 16.06.1834 verstorbenen Mutter, der Witwe Jakobine Ballenberger, um 900 Gulden.
1842
Georg Michael Kaufmann (Nagelschmiedmeister, * 11.06.1815)
⚭ 02.10.1842 Margareta Barbara Beyer( eine Schwester von Johann Georg Beyer auf 46 a)
1863 verkauft Michael Kaufmann seinen Besitz an den Schmiedemeister Johann Paulus Loy.
1863
Johann Paulus Loy (Schmiedemeister, * 08.07.1833 zu Nauheim/Pfalz)
⚭ 05.07.1863 Maria Margareta Erdinger aus Wettelsheim
Nach dem Wegzug von Loy, der 1872 nach Suffersheim wechselt, geht das Anwesen kurz in den Besitz von Michael Leithner aus Reichersdorf über, doch im gleichen Jahr erwirbt es Georg Fleischmann.
1872
Georg Fleischmann (Schneider und Produktenhändler, * 06.02.1846)
⚭ 05.06.1873 Barbara Winter (* 13.01.1847)
1884 erscheint als neuer Besitzer Johann Georg Ochsenkiel, Schreinermeister, bis dahin wohnhaft auf 99a.
1884
Johann Georg Ochsenkiel (Schreinermeister, * 02.02.1838)
⚭ 30.03.1875 Annemarie Schauppner (* 06.11.1847 in Berolzheim)
Bis 1913 ist Johann Georg Ochsenkiel Besitzer des Hauses. Nach seinem Tode, er stirbt am 21.07.1914 mit 76 Jahren; im gleichen Monat stirbt sein Sohn Otto Wilhelm am 03.07.1914 und am 30. Oktober des gleichen Jahres sein Sohn Friedrich Michael mit 34 Jahren; bewohnt sein Sohn Karl Ochsenkiel, geb. 19.02.1880, und 1921 sein Sohn Johann, geb. 27.12.1886, das Anwesen Nr. 78.
1930 wurde das Haus zusammen mit Nr. 77 abgerissen. Im Jahr 1931 fehlen die Nummern 77 und 78, dafür gibt es die Bäckerei Grimm mit der Nummer 76.