Wirtschaft „Zum Roten Ochsen“
Ähnlich dem Ritterwirt finden wir auch die spätere Ochsenwirtschaft erstmalig 1549 als Nachbarn von Hans Müller (Ritter St. Georgen) und Lienhard Pairlein (46) mit dem Inhaber Lienhard Stengel.
Sein Nachfolger ist 1565 Martin Stengl. Von ihm heißt es: „Martin Stengel hat empfangen die Behausung so zwischen Paulsen Rüell (43) und Wolff Hofmann (46) ihren Behausungen innen gelegen mitsamt dem Stadel und zwei Körben, auch einen Garten, welcher bei dritthalb Tagwerk ist, dabei gelegen mit Zugehörung um 470 Gulden, so alles von Lienhard Stengel seinem Vater erblich an ihn kommen.“
Schon drei Monate später gibt es eine Änderung. Martin Stengel ist plötzlich gestorben, das Anwesen übernimmt sein Bruder Hans von der Hirschenwirtschaft.
„15. Mai 1565: Hat Hans Stengl das Anwesen seines Bruders Martin zwischen Paul Rüell (43) und Wolff Hofmann (46) samt zweien Körben, einem Stadel und einem Garten mit den Erben seines Bruders tauschweis eingehandelt um 470 Gulden.“
Anschließend wird noch bemerkt, daß der verstorbene Martin Stengel der „Schweher“ (Schwiegervater) von Pauls Rüell, dem Besitzer von 43, war, d.h. alle drei Wirtschaften haben zu dieser Zeit Angehörigen bzw. Abkömmlingen einer einzigen Familie, nämlich derjenigen der "Stengel", gehört. Bald jedoch ändert sich das Bild.
1578 heißt es: „Item Lienhard Zinner (42) hat empfangen die Behausung samt einem Garten so dritthalb Tagwerk und zu der Behausung gehörig, so er von Hansen Stengel um 700 Gulden erkauft.“ Bei der amtlichen Beurkundung im Salbuch 2 von 1570 wird noch hinzugefügt: „Zu diesem Gut gehörig ein Garten, drei Tagwerk groß, um das Haus und Stadel und unten an die Lohgassen und Hofwiesen stoßend, liegt zwischen Lienhard Zinners (42) Garten und Behausung und der andere halbe Teil gegen der Lohgassen.“
1598 hat Hans Hofmann „bemelte Behausung empfangen, so er von seinem Schwäher Lienhard Zinner erkauft um 800 Gulden.“
Sein Nachfolger ist: 1604 bis 1627 Thoma Petz (vorher Hans Hofmann). Er besitzt die Behausung neben Hans Albrecht (43) und Anna Hofmännin (46), ist lehenbar und dient mit der Hand.
Weitere Besitzer:
1646
Gabriel Artner (Ortner) aus Oberösterreich
⚭ 31.05.1641 Maria Majerhofer
1682 heißt der Besitzer Matthias Minichsberger, der um 1660 die Witwe des Gabriel Ortner geheiratet hat. Dessen Nachfolger ist sein Tochtermann Michael Riedel.
Michael Riedel (Bierbrauer, Weinwirt, Metzger, † 03.12.1736)
⚭ 1683 Ursula Münichsberger (* 26.08.1664, † 09.09.1689)
⚭ 2. Ehe 03.12.1689 Elisabetha Löhmeyer aus Offenbau
Von Michael Riedel heißt es 1687: „Michael Rüdel, Wirt, besitzt die Behausung zwischen Michael Korner (43) und der Lohgassen samt einem Stadel, Korb und Garten; an welchem Garten eineinhalb Tagwerk zehentfrei; das halbe Tagwerk gibt nur den Obstzehent der Pfarr Nennslingen von Heu und Grommet nichts. Die Behausung aber an sich selbst ist auch der Pfarr Nennslingen zehentbar. Macht alles zusammen zwei große Tagwerk. Dazu ist von Herrn Hans Christoph Schenk von Geyern (1592 - 1648) ein kleines Gärtlein so nicht gar ein Viertel und an dem Bräuhaus anliegt vererbt worden, soll auch dabei sein und verbleiben. Taxwert 240 Gulden.“
22. Jan. 1737: Nach dem Tod von Michael Riedel (03.12.1736) wird dessen Wirtschaft an den ledigen Bräuknecht Hans Georg Gloßner für 1000 Gulden bar verkauft.
1737
Johann Georg Gloßner (Wirt und Bierbräuer, * 13.04.1705, † 09.11.1767)
⚭ 07.05.1737 Sophia Weglehner aus Bergen
Sohn Johann Christoph (* 16.11.1739)
„30. Dez. 1767: Der Ochsenwirt Johann Georg Gloßner ist auf dem Rückweg von einer Getreidefuhr nach Ingolstadt für den syburgischen Pächter erkrankt und in dem eichstättischen Ort Seibersholz (an einem Blutsturz) Todes verfahren.“
21. Nov. 1768: „Die Johann Georg Gloßner'sche Wittib Sophia verkauft ihrem ältesten Sohn Johann Christoph Gloßner ihre Behausung, Bräustatt und Wirtschaft zwischen Georg Friedrich Treiber (43) und der Lohgaß für 1600 Gulden.“
1768
Johann Christoph Gloßner (* 16.11.1739, † 14.06.1778)
⚭ 12.09.1769 Maria Margareta Satzinger von Wängen
Sohn Johann Wolfgang (* 07.10.1771)
1779
Maria Margareta Satzinger (Witwe des Johann Christoph Gloßner)
⚭ 20.04.1779 Johann Ulrich Emmerling aus Eysölden
Johann Ulrich Emmerling ist am 30.05.1798 verstorben. Tax der Ochsenwirtschaft 1800 Gulden.
14.05.1799: Die Witwe des Ochsenwirts Ulrich Emmerling übergibt ihrem Sohn Wolfgang Gloßner das Wirtsgut für 5750 Gulden. Neben Wolfgang Gloßner wohnt auch der Sohn Georg Friedrich Emmerling bis zu seiner Heirat 1802 im Haus.
1799
Johann Wolfgang Gloßner (* 07.10.1771, † 17.06.1834)
⚭ 14.05.1799 Anna Maria Gloßner (* 15.01.1774, † 01.06.1851)
„14.06.1811: Das Anwesen des Matthias Link (88) ist in Gant gekommen“ (durch dessen Kreditoren beantragt); Kauf durch den gewesenen Ochsenwirt Wolfgang Gloßner um 2522 Gulden.
„18. Mai 1811: Der Bierbrauer und Tafernwirt Wolfgang Gloßner hat seit dem 14. Mai 1799 die Wirtschaft in Besitz und verkauft diese nebst dem Grundbesitz an den Oberleutnant bei dem Bürgermilitär, ferner Schultheiß, Christoph Gloßner, gewesenen Widenbauer um 6500 Gulden. Die Ochsenwirtschaft besteht aus einer Bräustatt und daran gebauten Korbhaus nebst Stadel und zwei Tagwerk Garten, liegt zwischen Daniel Gloßner, St. Georgen Ritterwirt, und der sog. Lohgaß. Taxierung von Grimm 2200 Gulden, von Hämmerlein 1800 Gulden und von Gloßner 1900 Gulden. Nach der erfolgten Taxierung wird die Wirtschaft endgültig am 20. August 1811 an Christoph Gloßner um 1900 Gulden verkauft.“
1811
Christoph Gloßner (* 26.01.1775)
⚭ 23.04.1799 Maria Margareta Drießlein aus Suffersheim
Schon 5 Jahre später - 1816 - verkauft Christoph Gloßner die Ochsenwirtschaft für 3905 Gulden an den Sohn des Lammswirts Johann Christian Gloßner.
1816
Johann Christian Gloßner (* 03.01.1784)
⚭ 05.06.1816 Maria Sophia Amelsdörfer (* 02.06.1786, † 01.03.1841)
Ab 1848 erscheint als neuer Besitzer der spätere Kohlmüller Georg Obermayer.
1848
Johann Georg Obermayer (* 29.04.1818)
⚭ 20.07.1841 Kunigunda Obermeier (* 02.12.1815, † 10.01.1888)
1856 erwirbt Georg Obermeier die Kohlmühle und verkauft die Ochsenwirtschaft an den Gerbermeister Johann Daniel Gloßner.
1856
Johann Daniel Gloßner (Rotgerbermeister, * 24.08.1813)
⚭ 26.09.1847 Maria Magdalena Zinkel (* 27.06.1815 in Treuchtlingen)
Zunächst übernimmt die Wirtschaft der älteste Sohn Jakob.
Jakob Gloßner (Gerber, * 07.07.1847 in Treuchtlingen)
⚭ 15.02.1875 Anna Margareta Winter
Aus irgendwelchen Gründen gab Jakob Gloßner die Wirtschaft 1875 auf und ging auf Nr. 110. Daraufhin wurde diese dem jüngeren Sohn Wilhelm Friedrich zugeschrieben.
1875
Wilhelm Friedrich Gloßner (Gerber und Ochsenwirt, * 22.12.1852)
⚭ 13.04.1880 Eva Barbara Schweinesbein (* 26.03.1862)
1894 erscheint als neuer Besitzer
1894
Johann Schmidt (* 05.04.1868 in Großengsee bei Gräfenberg)
⚭ 30.10.1894 Babette Männel
Tochter Frieda (* 26.10.1916)
In der Folgezeit löste ein Besitzer bzw. Pächter den anderen ab, bis die Wirtschaft schließlich in den Kriegsjahren durch die Raiffeisenbank erworben wurde.