Rathaus/
Verwaltungsgemeinschaft

Haus Nr. 42

ab 1883 Nr. 73, heute Wengener Str. 2
Georg Lehmeier

Wirtschaft „Zum Goldenen Hirschen“

Die erste Nachricht über diese Wirtschaft findet sich im Salbuch Nr. 1 von 1557 und lautet folgendermaßen:

„1557: Lienhard Zinner so inhändig hat das Gut Haus und Stadel, gelegen zwischen Paulsen Ruells (43) Behausung und zum äußersten gegen der Schwemm und gegen dem Bad gelegen und ist den Schenken vogtbar, lehenbar und dienstbar und gibt jährlich seinen gebührenden Teil Vogthabern und eine Fastnachhenne. Zu dieser Be­hausung gehörig: Ein Garten hinter dem Haus und Stadel, ein halbes Tagwerk groß, neben der Schwemmgaß und Hannsen Stengels (44) Garten, unten an Wolfen Hof­manns Badwiesen stoßend und gibt für das Haus und Garten das ganze Hofreith kei­nen Zehent.“

Wie lange zu dieser Zeit dieses Anwesen als Wirtschaft bereits bestand, ist den vor­handenen Angaben nicht zu entnehmen, allerdings muß es schon vor 1554 bestan­den haben, da ab diesem Zeitpunkt den Schenken und Ehenheimern das Recht zu­stand, von den Wirten für das ausgeschenkte Bier oder den Wein ein Umgeld (Schanksteuer) zu erheben, d.h. es müssen 1554 schon mehrere Wirtschaften bestan­den haben - zwei Wirtschaften die in der Nähe liegen sind allerdings oben genannt, nämlich der Ritter St. Georg Nr. 43, Paul Ruell, und der Ochsenwirt (44) Hans Sten­gel.

Lienhard Zinners Nachfolger wurde 1565: Hans Stengel, der in zweiter Ehe die Witwe des Ochsenwirts Martin Stengel heiratete. So heißt es am 15. Mai 1565:

„Georg Stengel hat empfangen die Behausung gegen dem Badhaus über gelegen samt einem Stadel und einem Garten, ungefähr ein halbes Tagwerk, alles zu der Behausung gehörig und ist Haus und Stadel alles zehentfrei, welches zuvor Hans Stengel inhändig gehabt um 160 Gulden.“

„05. Juni 1565: Margareta Stenglin, des Martin Stengels seelig nachgelassene Hausfrau hat empfangen obbemelte Behausung gegen dem Badhaus über gelegen, welche sie von obbemelten Georg Stengel, ihrem Stiefsohn um 182 Gulden erkauft.“

1582 wird ein Hans Stengel erneut als Besitzer des Anwesens „gegen dem Badhaus über gelegen“ genannt, dann schweigen die Quellen für längere Zeit.

Erst 1659/60 hören wir neues, und zwar: „Adam Seidel kauft des Paul Schneiders Behausung.“ Aus anderen Qellen wissen wir, daß ein Paulus Schneider, der am 29.01.1634 Barbara Zinner geheiratet hatte, 1649 im Besitz des Anwesens Nr. 42 ist, also die schweren Kriegsjahre 1634 bis 1637 hier mitgemacht hat. Sein Nachfolger ist folglich Adam Seidel. Schon 1662 erscheint er mit der Bezeichnung „Pierprey und Beckh“.

1659/60
Adam Seidel (Beck und Bierbrauer, † 06.03.1690)
⚭ Maria
Sohn Andreas (* 08.03.1864, späterer Schwabenmüller)

Mit Adam Seidel beginnen die Nachrichten reichlicher zu fließen. So heißt es im Salbuch 7, das die Zeit von 1682 bis 1827 einschließt: „Adam Seydel, Wirt, Beck und Bierbräuer hat innen das Gut, Haus, Stadel, Korb hintwärts an Michel Riedel (44) und Michel Korner (43) herwärts gegen dem Bad und der Schwemm zu an die Straßen stoßend.“

Auch die weiteren Besitzer sind anschließend genannt.

1693
Peter Wegemann

1698
Adam Ammersdörfer

1700
Stephan Erdmannsdörfer

1769
Daniel Winter (ehelicher Nachfahre)

1816
Johann Michael Winter

Darüber nun Einzelheiten:

Vier Jahre nach dem Tode ihres Mannes heiratet die Witwe Maria Seidel ein zweites Mal.

1694      
Maria Seidel (Witwe)
⚭ 2. Ehe 12.06.1694 Peter Wegemann (Metzger)

Nähere Einzelheiten, etwa über die Herkunft von Peter Wegemann, liegen nicht vor. Er wird noch einmal bei dem Tod des Sohnes aus erster Ehe, Johann Michael Seidel, am 11. Mai 1698 genannt, danach heißt es von ihm:

„1698: Peter Wegemann zu Markt Nennsling hat seine bisher inne gehabte Wirt­schaft daselbst Adam Emmersdorfer, Müllern auf der Gutzermühl, für 750 Gulden verkauft, welcher es nachgehends seinem Bruder Simon Emmersdorfer wiederum also überlassen.“ Anschließend wird noch ergänzt, daß Wegemann, „so nach Schmalwiesen sich begeben“, seine Nachsteuer in Höhe von 150 Gulden ans Amt be­zahlt hat. Sonst hören wir weder von ihm noch von seiner Frau kein Sterbens­wörtchen mehr.

Neuer Besitzer der Hirschenwirtschaft ist also Adam Emmersdörfer, der diese von Wegemann um 750 Gulden kauft und sie umgehend seinem Bruder Simon übergibt.

1698      
Adam Emmersdörfer (Ammersdörfer) (Gutzermüller, * 05.05.1663)
⚭ Barbara

1698      
Simon Ammersdörfer (Beck und Bierbräuer)
⚭ 20.10.1698 Walburga Äckerlein aus Suffersheim

„18. Juli 1700: Simon Emmersdörfer, Beck, verkauft sein Haus an Stephan Erd­mannsdörfer von Gersdorf um 975 Gulden. Dabei Präu- und Branntweinzeig, da­runter sind 14 Eymer Bierfässer, 4 Standerl und 3 Hepschöffen, dann 6 zinnerne Kannen, drei Tisch und eine Tafel, 6 lange Stühl, 1 Schrotbrotter, 1 Trog und anders mehr.“

1700      
Stephan Erdmannsdörfer
⚭ 23.11.1700 Sophia Lang
Sohn Johann Christoph (* 24.04.1702)

„21. Febr. 1736: Stephan Erdmannsdörfer, bisheriger Wirt und Beck zu Markt Nennslingen, läßt durch seinen jüngeren Sohn Hans Adam Erdmannsdörfer, Wirt zu Thalmannsfeld, und Michael Lang, Schmied zu Markt Nennslingen, als seinen Schwager erklären, daß er sich entschlossen habe, sein in der sog. Badgassen gele­genes Wohnhaus mit dreiviertel Tagwerk Garten seinem ältesten Sohn Christoph Erdmannsdörfer um 750 Gulden zu überlassen.“

1736      
Johann Christoph Erdmannsdörfer (Bierbrauer, * 24.04.1702)
⚭ 03.01.1736 Christina Meyer von Thalmässing

„27. Aug. 1762: Johann Christoph Erdmannsdörfer übergibt seinem jüngsten Sohn gleichen Namens das besessene Wirtshaus. Übergeben wird alles einschl. der Brauereigeräte und dem Hausmobiliar, darunter ein Tisch, zwei Stühle, zwei Krug und zwei Gollrichter.“

1762      
Johann Christoph Erdmannsdörfer (Bierbrauer und Beckenmeister, * 20.06.1744, † 08.11.1768)
⚭ 06.07.1762 Maria Kunigunde Majer aus Dannhausen
Sohn Andreas (* 07.02.1765)

28. Feb. 1763: Neuer Vertrag zwischen Johann Christoph Erdmannsdörfer Vater und Sohn wegen alter Schulden des Vaters. Der alte Erdmannsdörfer hat überall Schulden, insgesamt 2878 Gulden.

Schon 5 Jahre später, am 08.11.1768, stirbt Christoph Erdmannsdörfer jun. im Alter von (reichlich) 24 Jahren. Die Witwe heiratet „innerhalb von Jahr und Tag“ den Metzgermeister Daniel Winter.

Am 08. Nov. 1769 wird laut Heiratsprotokoll dem Johann Daniel Winter, zweit­ältester Sohn des Daniel Winter, der die Witwe des vor einem Jahr verstorbenen jungen Untertans und Wirts Johann Christoph Erdmannsdörfer, Maria Kunigunda heiratet, die Wirtschaft zugeschrieben, und nach der bei Todfall ermässigten Taxa à 1200 Gulden der Bestandshandlohn angerechnet und erhoben mit 80 Gulden.

1769      
Daniel Winter (Wirt und Bierbrauer)
⚭ 21.11.1769 Maria Kunigunde Erdmannsdöfer (Wiwe des Johann Christoph Erd­mannsdörfer)

1779 ist von Daniel Winter der Korb eingerissen und mit dem Haus weiter herausge­rückt worden. Am 20. Febr. 1799 übergibt der Wirt Daniel Winter seine Wirtschaft dem ältesten Sohn erster Ehe, Andreas Erdmannsdörfer, um 2200 Gulden.

1799      
Andreas Erdmannsdörfer (Bierbräu, Beckenmeister und Hirschenwirt, * 07.02.1765, † 13.06.1832)
⚭ 26.02.1799 Anna Katharina Margareta Baßt aus Eysölden

In der Folgezeit gab es folgende wichtige Geschehnisse:

Syburg 16. März 1814: Meistbietender bei der Versteigerung des Georg Michaels Leidel Lohbauernhofes war zunächst der Bierbrauer und Hirschenwirt Andreas Erdmannsdörfer. Doch zu dieser Zeit hatte schon Johann Michael Winter aus Dann­hausen dessen Anwesen gekauft, daraufhin bekommt dieser den Lohbauernhof zuge­schrieben.

„22. Febr. 1816: Johann Michael Winter tauscht seinen halben Lohbauernhof gegen Mitgabe von 1400 Gulden gegen das Erdmannsdörfer'sche Wirtschaftsgut (1799 auf 2000 Gulden geschätzt gewesen). Es besteht aus einem 1779 größtenteils neu auf­gebauten Haus, Stadel, Bräuhaus, dann Stallung und Garten, zusammen 3/4 Tag­werk hinwärts gegen Christoph Gloßner (44) und Daniel Gloßner (43) fernwärts ge­gen die Straße und Badhaus gelegen. Tax 2216 Gulden, 40 Kreuzer.“

1816      
Johann Michael Winter (Köbler zu Dannhausen, * 19.05.1841)
⚭ 12.12.1809 Anna Margarete Weglöhner zu Dannhausen
Sohn Johann Andreas (* 05.06.1810)

Johann Michael Winter hatte 1815 seinen Besitz in Dannhausen gegen den Loh­bauernhof, 1816 die Hälfte vom Lohbauernhof gegen die Erdmannsdörfer'sche Hir­schenwirtschaft, eingetauscht, außerdem am 15. Febr. 1817 große Teile des Grund­stücksbestandes von seiner Lohhofhälfte für insgesamt 3276 Gulden verkauft. Nach dem Tode seines Vaters sollte der Sohn Daniel Winter am 30. Juni 1842 aus der Wirtschaft und aus dem Feldlehen den anstehenden Todfallhandlohn bezahlen. Wie üblich wird nach dem Todesfall Michael Winters am 19.05.1851 eine Schätzung durchgeführt. Dabei heißt es: „Schätzwert vom Wirtschaftsgut mit realer Tafern- und Braugerechtigkeit nur 1200 Gulden, deshalb weil Gebäude in sehr schlechtem Zu­stand und das ganze Jahr keine 100 Eimer Bier auf dem Winter'schen Anwesen ge­braut und konsumiert werden.“

Nachfolger wurde jedoch nicht der Sohn Daniel, sondern dessen Bruder Andreas.

1851      
Johann Andreas Winter (Bierbräuer und Hirschenwirt, * 05.06.1810)
⚭ 11.08.1846 Anna Maria Wechsler (* 18.12.1818 in Thalmannsfeld)

Andreas Winter ist gleichzeitig Besitzer des halben Lohbauernhofes. Zwecks Besse­rung seiner finanziellen Lage nimmt er 1853 bei Rahel Neuburger in Thalmässing einmal für 1200 Gulden, ein zweites Mal für 2000 Gulden eine Hypothek auf, die er natürlich nicht rechtzeitig zurückzahlen kann. Die Folge ist 1853 eine Versteigerung seines gesamten Besitzes. Den Lohbauernhof übernimmt Johann Adam Trescher aus Bergen, die Hirschenwirtschaft erwirbt Georg Obermeyer, der es laut Kaufvertrag von 1864 an Michael Leithner weiterveräußert, der am 24.05.1864 in Nennslingen sein Ansässigkeitsgesuch einreicht.

1864      
Johann Michael Leithner (Gastwirt Zum Goldenen Hirschen, * 31.10.1840 in Reichersdorf)
⚭ 03.07.1864 Margareta Ellinger aus Wengen

1876 erwirbt Johann Michael Leithner die Wirtschaft zur Wolfsschulcht von Leon­hard Neuhäußer. 1883 verkauft er jedoch diese wie auch die Hirschenwirtschaft an die Brüder Wolfgang und Georg Lehmeier und erscheint später nurmehr als Kom­missionär.

1883      
Johann Georg Lehmeier (Hirschenwirt, * 11.03.1856, † 13.01.1928)
⚭ 19.02.1884 Kunigunda Betz aus Wengen
Sohn Georg Wolfgang (* 24.10.1886)

1922      
Georg Lehmeier (Landwirt und Molkereiinhaber, * 24.10.1886)
⚭ 20.08.1922 Katharina Rixner (* 29.07.1888 in Wöllmetzhofen, † 20.12.1944)
Sohn Wolf Georg (* 28.02.1926)

1952      
Georg Lehmeier (* 28.02.1926)
⚭ 21.06.1952 Babette Neumüller (* 15.06.1931 in Burgsalach)

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