Rathaus/
Verwaltungsgemeinschaft

Haus Nr. 40

ab 1883 Nr. 70, heute Syburger Str. 5
Klaus Weixelbaum

Das heutige Anwesen Syburger Str. 5 war um 1600 das Nennslinger Schützenhaus (Schießhaus), das während des 30-jährigen Krieges zerstört und nachher nicht mehr aufgebaut worden war. Erst am 27. Juli 1769 ist davon wieder die Rede, und zwar aus folgendem Anlaß: "Der bisherige Syburger Lakai Johann Adam Kurz, Schnei­der, kauft das bisher öd gestandene Nennslinger Schießhaus von des Verwalters Schmidt Relikten und dem Juden Michael Benjamim Barnaßen zu Thalmässingen, wobei ihm von der Gemeinde ein Plätzlein zur Anlegung eines Gärtleins, dann ei­ner Holzleg und einer Dungstätte gegen billige Bezahlung überlassen wird, dazu hat er geäußert, daß er das Bierschenken und Branntweinbrennen darauf zu treiben ge­sonnen sei und darauf ebenfalls ein Stücklein Vieh halten möchte.

Als hat sich, der obgemelte Lakai Kurz, in Betracht, daß das Schießhaus sehr in Verfall und Ruin geraten, somit äußerst baufällig, in dem gar keine Tür und Läden, viel weniger ein Band und Globen in dem ganzen Haus mehr anzutreffen, sondern alles weggekommen wie auch die Stieg und Treppen abgebrochen und davongetra­gen worden seien mithin ein künftiger Käufer und Besitzer noch ein großes Stück Geld hinein zu verbauen und verwenden habe und daß alle Decken und Schlierwerk in denen Zimmern durch Wetter und Wind heruntergefallen, trotzdem entschlossen das ruinöse Gebäude zu erwerben. Unter diesen Umständen verkauft ihm die Ge­meinde am 02. Okt. 1769 den Schmiedt'schen Anteil (unter finanzieller Beilhilfe durch die Schenken) um 60 Gulden, außerdem vom Hutespan ein jährliches Garten­plätzlein um 25 Gulden. Es werden drei Freijahre genehmigt bei einem eventuellen Ausschank wird zur Auflage gemacht, daß das Bier von einem Nennslinger Wirt genommen werden muß.“

Schon zwei Jahre später - Johann Adam Kurz ist inzwischen in Ansbach preußischer Husar geworden - verkauft Kurz sein Korbhaus.

Neuer Besitzer ist der Färber Johann Christoph Gloßner. Über diesen heißt es im Salbuch Nr. 7: „08. Dez. 1771: Johann Christoph Gloßner, Färber, hat das ehe­malige Schießhaus, welches Johann Adam Kurz in der Qualität eines Korbhauses anno 1769 käuflich für 500 Gulden an sich gebracht und zu einer Farb aptiert, liegt zu äußersten Flecken an der Straße die gen Thalmannsfeld gehet.“

1771      
Johann Christoph Gloßner (Schön- und Schwarfärber, * 29.12.1745 in Heidenheim)
⚭ 12.05.1772 Anna Maria Obermeyer (* 09.12.1745)
Sohn Johann Daniel (* 14.10.1783)

Interessant sind in diesem Zusammenhang die Angaben über das sog. „Heiratsgut“ und die „Nachsteuer“, die dann entrichtet werden mußte, wenn ein Heiratgut nach auswärts ging. So heißt es z.B. am 05. Nov. 1791:

„Die älteste Tochter Maria Margareta des Färbers auf dem ehemaligen Schießhaus, Christoph Gloßner, hat den Brandenburgischen Schönfärber Leonhard Brotwolf zu Thalmässingen geheiratet. Das Heiratsgut wird von den zugezogenen Bürger­meistern und Gerichtsmann Leidel beschrieben und taxiert:

1 Oberbett mit einem blauen und weißen Überzug

1 Unterbett mit einem blauen und weißen Überzug

1 Polster mit einem blauen und weißen Überzug

2 Kopfkissen mit einem blauen und weißen Überzug

zusammen 40 Gulden

1 Behalter schon genutzt und anderes mehr

Summa 200 Gulden

und Bargeld zusammen 481 Gulden

Davon die Nachsteuer 24 Gulden 5 Kreuzer.“

Am 20.06.1808 starb der "Schießhausfärber" Johann Christoph Gloßner im Alter von 62 Jahren. Sein Anwesen, das "zu einer Farb eingerichtete vormalige Schieß­haus", wurde damals auf 600 Gulden geschätzt. Nach seinem Tode wurden von der Witwe folgende Angaben gemacht: "Übrigens treibt man auf diesem Korbhaus die Schwarz- und Schönfärberei, wozu mein seeliger Mann anno 1775 die gnädige Kon­zession erhalten."

Am 05.10.1808 übergab die Witwe Anna Maria Gloßner das Anwesen mit "Drein­gab" (z.B. Vieh und sonstiges Zubehör zur Ausstattung für eine Färberei) um 900 Gulden ihrem Sohn, der - wie später zu erfahren - sehr viele Grundstücke dazu er­warb.

1808       Johann Daniel Gloßner (* 14.10.1783, Schön- und Schwarzfärbermeister)
⚭ 24.07.1810 Maria Kunigunda Pommer
Sohn Johann Christoph (* 20.06.1815)

1852      
Johann Christoph Gloßner (Schön- und Schwarfärbermeister, * 20.06.1815)
⚭ 21.12.1852 Anna Margarete Struller (* 03.06.1824 in Burgsalach)
Sohn Christoph (* 28.05.1858)

Bei der Heirat des Sohnes wird als dessen Beruf Ökonom angegeben, d.h. die Färbe­rei wurde von ihm nicht weitergeführt.

1885      
Christoph Gloßner (* 28.05.1858)
⚭ 15.09.1885 Anna Barbara Knaupp (* 07.06.1857 in Niederhofen, † 30.06.1905)
⚭ 2. Ehe 21.04.1907 Anna Barbara Wiesmeier * 19.07.1878 in Reuth u. Neuhaus

Nach dem Tode seiner Frau, die mit 48 Jahren am 30.06.1905 starb, verkaufte Chri­stoph Gloßner sein Anwesen an Georg Glinker und ging zunächst auf Nr. 72, später, nachdem Fleischmann von Nr. 6 auf Nr. 33 gezogen war, auf Nr. 6. Nachdem jedoch Georg Glinkers Schwester Katharina als zweite Frau am 07.07.1908 den Färbereibe­sitzer August Hauck heiratete, mußte er das elterliche Anwesen Nr. 89 übernehmen und Nr. 70 im Stich lassen bzw. anderweitig abgeben.

1905      
Georg Glinker (* 16.06.1879)
⚭ 26.10.1903 Maria Weixelbaum (* 02.12.1880)

Etwa 1908/09 übernimmt Georg Glinker das väterliche Anwesen Nr. 89 und über­gibt das Anwesen Nr. 70 dem Bruder seiner Frau, der auf Nr. 33 wohnt, dem Sattler Hermann Wilhelm Weixelbaum. Seitdem gibt es den Hausnamen „Sattlerhelm“ statt dem älteren „Schießfarb“. Zu gleicher Zeit siedelte Johann Georg Fleischmann von Nr. 6 auf Nr. 33 über.

1908/09 Hermann Wilhelm Weixelbaum (Sattler, * 29.06.1872)
⚭ 14.01.1902 Anna Margareta Gloßner, * 05.08.1869)
Sohn Johann Georg (* 01.01.1903)

1930      
Johann Georg Weixelbaum (* 01.01.1903)
⚭ 30.09.1930 Anna Maria Winkler (* 26.03.1907 in Kaltenbuch)
Sohn Wilhelm Karl (* 23.11.1931) 

1961      
Wilhelm Karl Weixelbaum (* 23.11.1931)
⚭ 28.11.1961 Waltraud Lehmeier (* 24.07.1939)
Sohn Klaus Jürgen (* 22.03.1966)

Am 05.11.1988 berichtet Frau Anna Spiegl, geb. Struller, geb. 19.03.1914, von ihrer Mutter Babette Struller, geb. Knaupp: "Die Mutter stammte aus Niederhofen und war auf der "Schießfarb" aufgewachsen, und zwar war sie die Tochter eines Bruders von Frau Gloßner, geb. Knaupp.“ Die Gloßner'sche Ehe auf der Schießfarb war kin­derlos - das Haus kaufte Weixelbaum von Nr. 33, während Gloßner auf Nr. 6 zog.

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