Rathaus/
Verwaltungsgemeinschaft

Haus Nr. 38 und 39

ab 1883 Nr. 64, heute Syburger Str. 6
früher Christine Fellner und Johann Stoll, später Hannelore Fuchs

Ähnlich wie das Nachbaranwesen mit den Nummern 36 und 37 war auch das Korb­haus 38/39 zunächst als ein Haus gedacht, wurde aber schon während der Bauzeit in einen unteren Teil mit Hans Schorr und einen oberen mit Johann Oberhuber als Besitzer geteilt.

Die erste Nachricht über den beabsichtigten Hausbau an dieser Stelle datiert von 1712. In dem betreffenden Salbuch finden wir folgende Notiz:

„07. März 1712: Der Brandenburgische Schutzverwandte Hannß Schorr will ein zweigättiges Häuslein bauen "bei dem gemeinschaftlichen Gerber Schaudich an den Felsen mit allhier gewöhnlichen weißen Schiefersteinen bedeckt" und möchte für bis 6 Freijahr.“ Die Gemeinde verkauft ihm den Platz, er bekommt aber kein Gemeinde­recht. Jährlicher Erbzins ein Gulden 20 Kreuzer.

Doch schon vier Jahre später gibt es Schwierigkeiten. So heißt es am 27. Juli 1716:

„1716 Hannß Schorrer hat anno 1712 auf das von der Gemein zu Nennslingen erkaufte Plätzlein bei denen Linden neben Michel Löhemeyer (37) ein Korbhaus erbaut und sechs völlige Freijahr erhalten.“ Hannß Schorr, ein Mühlarzt, hat sein Haus infolge Geldmangels nicht fertigbauen können. Er verkauft deshalb die Hälfte, und zwar den oberen Teil des Hauses an den Maurergesellen Hans Oberhuber, von Pfofeld gebürtig, der ihm 40 Gulden bezahlt und die restlichen Maurerarbeiten übernimmt. Schorr behält für sich im oberen Teil eine separate Kammer zurück, den Boden, Backofen, Keller und Stadel benutzen beide gemeinsam.

Zwei Jahre später im Juli 1718 gibt Johann Oberhuber seine Hälfte an Johann Muhr ab und baut sich in der Nähe der Lüften Richtung Gersdorf ein eigenes Haus (Nr. 34). Muhr bleibt 7 Jahre dort bis September 1725.

Dann heißt es in der amtlichen Notiz vom 07. Jan. 1726: „Johann Muhr (Mohr) hat sein bisher innegehabten halben Teil des auf der Gemeind ohnweit der Farb und der Leinlauter befindlichen Hauses, dessen halben Teil Johann Schorr besitzt, um 75 Gulden letzterem abgetreten.“ Damit hatte Johann Schorr wieder das ganze Haus in seinen Händen.

Am 05. Aug. 1731 starb Johann Schorr mit 50 Jahren an der Lungenschwindsucht. Erben wurden seine beiden Kinder Sophia und Stephan. Sophia bzw. ihr Mann, Johann Michael Jahn, bekam die obere, ihr Bruder Stephan die untere Hälfte.

Obere Hälfte, Nr. 38

1. Stock 

1731      
Sophia Schorr
⚭ 23.09.1732 Johann Michael Jahn (Nagelschmied)

Neun Jahre später, 1741, gibt es einen Wechsel. Johann Felner hat dem Nagel­schmied Hans Michael Jahn sein halbes gemeinschaftliches Untertanenhaus für 125 Gulden abgekauft.

1741      
Johann Fellner († 04.07.1750)
⚭ 23.05.1734 Anna Katharina Hölzel (* in Wengen)
Sohn Matthias (* 15.02.1738)

10. Juni 1751: Die Witwe des Johannes Fellner läßt ihr halbes Häuslein auf ihren ältesten Sohn Matthias Fellner um 120 Gulden überschreiben.

1751      
Matthias Fellner (Maurer, * 15.02.1738, † 18.05.1807)
⚭ Anna Katharina
Tochter Maria Margareta
und
Adam Wallhäuser (Mitbewohner)

31. Dez. 1770: Matthias Fellner, Sohn der verstorbenen Witwe Anna Katharina Fellner, muß die Hälfte des Handlohns des von ihr mit Adam Wallhäuser bewohnten Korbhauses außerhalb des Marktfleckens gelegen, Taxa 150 Gulden = 5 Gulden be­zahlen.

Nachfolger wird sein Schwiegersohn Andreas Link.

1803      
Maria Margareta Fellner
⚭ Sept. 1803 in Wengen Andreas Link (Witwer, Schmiedemeister zu Wengen)

Am 18.05.1807 ist der Schwiegervater gestorben. Drei Jahre später heißt es:

„Andreas Link von Nennslingen hat mit Johann Georg Fellner von Wengen am 20.03.1810 sein halbes Korbhaus getauscht (Tax 150 Gulden) und ist nach Wengen zugezogen.“ 1811 wird Johann Georg Fellner aus Wengen als Besitzer des halben Korbhauses im amtlichen Abgabeverzeichnis genannt.

Zwischenzeitlich erscheint als Besitzer der Schneider Georg Engelhardt, der das halbe Korbhaus am 25.02.1815 für 360 Gulden 30 Kreuzer erwirbt, es jedoch am 10.05.1817 bereits wieder an Johann Hammerschmidt von Suffersheim um 540 Gulden weiterverkauft.

1817      
Johann Hammerschmidt
⚭ 04.06.1817 Magdalena Barbara Meyer

Auch Johann Hammerschmidt wurde, wie viele andere, der schwierigen Zeitver­hältnisse nicht Herr. Sein Besitz wurde 1823 versteigert. Er selber ging als Mieter auf Haus Nr. 46. Nachfolger im Hausbesitz wurde Wolfgang Gloßner.

„28. Sept. 1823: Wolfgang Gloßner hat auf dem Weg der öffentlichen Versteigerung aus der Hammerschmidt'schen Gant das halbe Korbhaus mit einem kleinen Gärtchen für 250 Gulden an sich gebracht.“

1823      
Johann Wolfgang Gloßner (Ochsenwirt, * 07.10.1771, † 17.06.1834)
⚭ 14.05.1799 Anna Marie Gloßner
Sohn Georg Andreas (* 23.04.1808)

Wie anderweitig zu erfahren ist, hatte der Ochsenwirt Johann Wolfgang Gloßner die Ochsenwirtschaft, die er sehr teuer übernommen hatte, 1811 an den damaligen Schultheiß Christoph Gloßner verkauft und dafür das Matthias Link'sche Anwesen Nr. 88 erworben. 1822 war dieses zwangsweise versteigert worden und Wolfgang Gloßner erscheint zu dieser Zeit als nunmehriger Bräuknecht und als Mieter auf Nr. 46. Ein Jahr später hatte er sich dann auf Nr. 38 ansässig gemacht. Am 17.06.1834 starb Johann Wolfgang Gloßner.

Nachfolger wurde sein Sohn Andreas.

„19. Juni 1835: Die Witwe Anna Marie Gloßner hat ihr Halbhaus an ihren ledigen Sohn Andreas Gloßner um 600 Gulden abgetreten.“

1835      
Georg Andreas Gloßner (* 23.04.1808, † 13.02.1882)
⚭ 16.07.1837 Anna Maria Kattinger (von Schambach)
⚭  2. Ehe 17.04.1848 Marie Kunigunde Glöckel aus Suffersheim
Tochter Sofie Barbara (* 09.07.1849)

Nach dem Tode Georg Andreas Gloßners am 13.02.1882 versucht zunächst die Witwe und nach deren Tod am 15.03.1883 die Tochter Sofie, das Anwesen zu halten - es gelingt nicht.

1887 kommt es zur Zwangsversteigerung, bei der der Kaufmann Christian Fleisch­mann das Anwesen um 250 Gulden erwirbt. Nähere Angaben über Christian Fleischmann, außer bei der Ausschußsitzung am 08.08.1875, daß es sich um einen Tuchhändler handelt, liegen nicht vor.

1892 wird als neuer Besitzer Adam Drescher genannt, gebürtig aus Reuth unter Neuhaus.

1892      
Georg Adam Drescher (Landwirt, * 21.01.1856 in Reuth u. Neuhaus)
⚭ ca. 1891 Anna Margareta Sibylla Stoll (* 05.01.1862, † 23.01.1931)
Pflegesohn Johann Stoll (* 17.01.1892)

1928      
Johann Stoll (* 17.01.1892)
⚭ 09.04.1928 Anna Maria Wilhelmine Rachinger, * 14.10.1897 in Suffersheim)
Sohn Hermann Wilhelm (* 03.08.1935)

1961      
Hermann Wilhelm Stoll (* 03.08.1935)
⚭ 19.08.1961 Emma Assenbaum von 106

Im Haus Nr. 64 blieben die Eltern allein zurück. Nach ihrem Tod wurde es ander­weitig verkauft und später abgerissen.

Untere Hälfte Nr. 39

1731      
Stephan Schorr (Drechsler)
⚭ 16.05.1733 Katharina Haußelt

15 Jahre später mußte er seinen Besitz veräußern. „Anno 1746 hat Stephan Schorr die seinige Hälfte um vieler Schulden willen verkauft an Johann Adam Wallhaußer.“

1746      
Johann Adam Wallhaußer (Maurer)
⚭ 14.03.1736 Elisabetha Obermeyer

09. Nov. 1773: Der Maurer Adam Wallhäußer hat sein halbes Korbhaus an den Maurer Johann Thomas Roßenauer um 148 Gulden verkauft.

1773      
Johann Thomas Roßenauer (Maurer, * 11.01.1722, † 21.05.1799)
⚭ 03.02.1746 Katharina Roßer
Tochter Anna Marie (* 10.03.1750, † 27.05.1832)

Bei Rechnungen in Zusammenhang mit Maurerarbeiten am Neubau des Schlosses in Syburg (Arbeiten am Dach und Kamin) werden 1754 genannt: Der Maurermeister Adam Wallhäußer und die Maurergesellen Thomas Roßenauer und Michael Roßenauer.

1792 übernimmt die Tochter Anna Marie Roßenauer (Maurermirl) das Anwesen für 150 Gulden.

1827 verkauft Anna Marie Roßenauer das halbe Korbhaus an Matthias Schweines­bein von Nr. 35 für 300 Gulden, behält sich aber das Wohnrecht.

Matthias Schweinesbein verkauft sein Anwesen mit der Färberkonzession, nämlich die Bruckfarb Nr. 35 an den Färber Friedrich Staudinger von Weißenburg für 1075 Gulden und kauft selber am 10. Nov. 1827 das halbe Korbhaus Nr. 39 für 300 Gul­den.

1827      
Johann Matthias Schweinesbein (Schön- und Schwarfärbermeister)
⚭ 03.04.1811 Regina Barbara Wechsler( geb. Struller, Witwe des Färbermeisters Johann Michael Wechsler)
⚭ 2. Ehe 19.09.1827 Anna Maria Rosenauer

Nach dem Tode des Matthias Schweinesbein am 19.03.1837 übernimmt ein Johann Georg Rosenauer, wahrscheinlich ein naher Verwandter der Witwe, das halbe Korb­haus.

1837      
Johann Georg Rosenauer (Webergeselle, * 14.10.1808)
⚭ 13.09.1840 Maria Katharina Winter (* 29.11.1804)
Sohn Georg Michael (* 19.04.1846)

1871      
Georg Michael Rosenauer (Steinhauer, * 19.04.1846)
⚭ 10.12.1871 Marie Barbara Amesdörfer (* 18.05.1847)

1880 erscheint als neuer Besitzer Karl Rieger.

1880      
Karl August Rieger (Schuhmachermeister, * 07.08.1813 in Ulm)
⚭ 14.07.1850 Anna Margarete Gloßner (* 01.03.1814 in Thalmannsfeld)
⚭ 2. Ehe 31.07.1870 Anna Margareta Gloßner (* 30.08.1833)

Um 1895 ist der neue Besitzer ein Georg Adam Drescher aus Reuth u. Neuhaus, der 1902 in den oberen Stock Nr. 38 überwechselt während die Nummer 39 (65) 1902 Johann Knollmeyer übernimmt. Nähere Daten sind nicht bekannt.

Um 1918 erscheint als weiterer Besitzer Johann Fellner aus Höttingen, verheiratet mit Magdalena Weiß aus Oberhochstatt mit der Tochter Christine Fellner, geb. 14.01.1896 in Höttingen.

Christine Fellner war unter dem Namen „Schlager Christine“ (wahrscheinlich der Hausname von Höttingen her) ebenso wie schon ihre Mutter als Leichbeterin in der ganzen Gegend bekannt.

Noch etwas muß erwähnt werden: Zu dem Haus gehörte die Geißbockhaltung, seinerzeit eine allgemeine Notwendigkeit.

Heute steht an der Stelle des alten Hauses mit den zwei Nummern 64 und 65 ein schmuckes neues Gebäude, das unter Einbeziehung der früheren Scheune hervorra­gend umgebaut wurde.

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