Rathaus/
Verwaltungsgemeinschaft

Haus Nr. 27

ab 1883 Nr. 37, heute Lohgasse 8
Helmut Grimm

Wie schon im historischen Teil angeführt, hatte dieser Hof an der Lohgasse den Namen Lohehof, in früherer Zeit jedoch Propsthof, d.h. er muß in der Anfangszeit seines Bestehens einem Propst unterstanden haben. Als Propst bezeichnet man im allgemeinen den leitenden Dignitär eines Domkapitels, für uns naheliegend, des Domkapitels in Eichstätt. - Doch auch die Herren von Heideck und Hilpoltstein hat­ten jeder ihren eigenen Propst als Verwaltungsfachmann. Ausgehend von der Tatsa­che, daß in den sogenannten Hummelzehent überwiegend Propstäcker gehörten, und daß diese 1757 unter Berufung auf ein vorliegendes altes Zehentverzeichnis als Eichstätt zugehörig beansprucht werden, darf man vielleicht "mit einem gewissen Grad von Berechtigung" annehmen, daß der Propsthof selber einst dem Domkapitel in Eichstätt gehörte. Möglicherweise gehörten die beiden alten Höfe Nr. 25 und 26, die sich dem Propsthof anschließen, auch einstmals dazu. Besonders die Tatsache, daß 1498 die Abgaben an die "Vicarii in Eichstätt" beim Hof Nr. 25 von Georg von Ehenheim abgelöst wurden, weist möglicherweise in diese Richtung hin. Verbind­liche Aussagen über Alter und Zugehörigkeit des Propsthofes sind jedoch infolge der mageren Aktenlage nicht möglich. Archivarisch faßbar wird dieser erst mit dem ersten Besitzer Hannß Schneider im Jahr 1549.

Weitere Angaben gibt es dann im Salbuch 2 von 1570. Dort heißt es:

„1570: Michel Teumer (Teubner) so inhändig hat den Hoff zwischen Georgen Wolff (26) und dem Zehentstadel ist den Schenken lehenbar, gültbar und vogtbar und gibt jährlich ein Ort der Herrschaft 16 Metzen Rauhs Traids, 16 Metzen Habern, 1 Metzen Ölsamen oder dafür 60 Pfennig, 1 Fastnachhenne und 10 Rebhühner oder für eins 7 Pfennig und seinen gebührenden Teil Vogthabern. Was zu diesem Hof ge­hörig: 1 Garten, ungefähr ein halbes Tagwerk hinter dem Haus, stößt oben an Lien­hard Eber'lein unten an die Gaß neben an den Zehentstadel und der andern Seite an seinen Stadel und gibt den Obstzehent dem Lienhard Stengel zu Nennslingen.“

Erst vom Nachfolger Georg Leuthel hören wir Genaueres.

„1682: Georg Leuthel, Lohbauer, besitzt den Lohehof zwischen Michael Krag und Andreas Weißenauer ist den Schenken vogtbar, zinsbar, lehenbar, gültbar und mit dem Wagen dienstbar, gibt den Obstzehent in den sogenannten Hummelzehent zu Nennsling, hat bisher auch den Blutzehent gegeben, wird aber von diesen in den al­ten Salbüchern nichts gefunden.“ Es folgen auf 5 vollen Seiten die zugehörigen Feld­stücke, u.a. in der Schwemmleiten, auf der Röthen, am Salacher Mühlweg, im Eichental, im Breitweil, im Ursprung, die Köhläcker u.a.m. Geschätzt wird der Lohehof 1682 auf 250 Gulden, etwa das Dreifache eines normalen Hofes

1682      
Georg Leydel (Leudel, Leithel) (Lohbauer vorher der Hofmetzger zu Hilpoltstein, † 26.04.1705)
⚭ Margareta
Sohn Georg (* 27.01.1684)

1713      
Georg Leidel (Lohbauer, * 27.01.1684, † 02.11.1750)
⚭ 09.05.1713 Martha Birngruber (* 18.08.1693)
Sohn Georg Michael (* 20.12.1734)

Nach dem Tod des Besitzers, 1750, behält die Witwe den Lohhof zunächst selber, da der vorgesehe Erbe Georg Michael, geb. 1734, noch zu jung ist, und übergibt ihn erst 1759.

1759      
Georg Michael Leitel (Lohbauer, * 20.12.1734, † 02.01.1813)
⚭ 08.05.1759 Sophia Majer von der Steinmühl

„23.02.1759: Georg Leidels Wittib verkauft an ihren Sohn Georg Michael Leidel ih­ren sogenannten Lohehof, bestehend aus Haus, Stadel und Garten, gute drei Viertel Tagwerk groß, zwischen Johann Georg Krägel (26) und Zacharias Pennöder (28) mit 26 1/2 Jauchert Acker und vier Tagwerk Wiesen, dabei 5 Pferd, 4 Stück Rindvieh, 1 Schaf, 1 Wagen und all vorhandenes Bauernwerk als Egg, Pflug, Ketten, Hauen, Schaufeln und derlei um 2000 Gulden.“

Am 02.01.1813 starb der Lohbauer Johann Michael Leidel. Das amtliche Protokoll über seinen Besitz lautete folgendermaßen: „Der Schultheiß Christoph Gloßner hat angezeigt, daß der Lohebauer Georg Michael Leidel an einer in seinem Hause gras­sierenden Seuche am 2. Januar verstorben ist. Der Hof war seit 23.02.1759 in sei­nem Besitz. Er liegt zwischen Georg Grägel (26) und Johann Michael Grimm (28), stößt vorne auf den Fuhrweg und hinten auf das Feld und besteht aus Haus, Stadel und Garten, zusammen gute 3/4 Tagwerk, Tax 1975 Gulden.“

1814 wird desweiteren amtlich vermerkt:

„Am 03. Januar vergangenen Jahres starb an der zu Markt Nennslingen damals gras­sierenden Krankheit der sog. Lohbauer Georg Michael Leidel, seine zwei Söhne und im gleichen Jahr seine Witwe Sophie. Tax der Relicten und Mobilien 3050 Gulden. Alles incl. Viehbestand geht jetzt im Tausch an Johann Michael Winter von Dannhausen gegen Drangabe von dessen Gut, mehreren eigenen Stücken und Zah­lung von 1850 Gulden.“

Über diesen Tausch heißt es: „Syburg 16. März 1814: Protokoll über des Georg Michael Leidel'schen nunc Johann Michael Winter'schen sogenannten Lohbauern­hof:“

Meistbietender für den Lohbauernhof war zunächst der Bierbrauer und Hirschenwirt Andreas Erdmannsdörfer. Doch zu dieser Zeit hatte schon der Johann Michael Winter aus Dannhausen dessen Anwesen gekauft. Daraufhin bekam dieser (also Johann Michael Winter) den Lohbauernhof zugeschrieben. Der Lohbauernhof liegt zwischen Georg Krägel (26) und Johann Michael Grimm (28) stößt vornen auf den Fuhrweg und hinten auf das Feld mit einem Garten, gut 3/4 Tagwerk, - mit 26 1/2 Jauchert eigenen Äckern, Gemeindeteilen und Wiesen. Laut Bericht vom 05. Febr. laufenden Jahres Tax 2199 Gulden.“

„22. Febr. 1816: Johann Michael Winter tauscht seinen halben Lohbauernhof gegen Mitgabe von 1400 Gulden gegen das Erdmannsdörfer'sche Wirtschaftsgut (d.h. ge­gen die Hirschenwirtschaft, 1799 auf 2000 Gulden geschätzt gewesen). Es besteht aus einem 1779 größtenteils neu aufgebauten Bräuhaus, dann Stallung und Garten, zusammen 3/4 Tagwerk, hinwärts gegen Christoph Gloßner und Daniel Gloßner, fernwärts gegen die Straße und das Badhaus gelegen. Tax 2216 Gulden 40 Kreuzer.“

Der Lohbauernhof besteht also jetzt aus zwei verschiedenen Hälften mit eigenen Be­sitzern. Es ist die Zeit der größten Rezession, verbunden mit einem erheblichen Ab­sinken der Grundstückspreise. Als Folge treten vielfach Konkurse auf. Auch Johann Michael Winter hatte 1814 den Lohbauernhof offensichtlich sehr teuer erworben und leidet nun unter finanziellen Schwierigkeiten. Zunächst gelingt es ihm, den seiner­zeitigen Konkurrenten beim Lohhofkauf, den Hirschenwirt Andreas Erdmanns­dörfer, zum Tausch der Hirschenwirtschaft gegen den halben Lohbauernhof unter Zuzahlung von 1400 Gulden zu bewegen (22.02.1816). Damit ist jedoch der Geld­mangel nicht behoben. Schon ein Jahr später, am 15. Febr. und am 19. Febr. 1817, verkauft er - zu den stark gesunkenen Grundstückspreisen - das eine Mal für 1833 Gulden und vier Tage später für 1443 Gulden große Teile seines Grundstücks­bestandes. Anfang 1817 sieht es also so aus: Der Lohbauernhof ist geteilt. Die eine, unbezimmerte Hälfte, besitzt Johann Michael Winter, zugleich Hirschenwirt, jedoch mit einem wesentlich geringeren Grundbesitz als bei der Übernahme im Jahr 1814.

1814      
Johann Michael Winter (* 16.11.1781, † 19.05.1841)
⚭ 12.12.1809 Anna Margareta Weglöhner  (* in Dannhausen)
Sohn Johann Andreas  (* 05.06.1810 in Dannhausen)

1845      
Johann Andreas Winter (Bierbräuer und Hirschenwirt, * 05.06.1810)
⚭ 11.08.1846 Anna Maria Wechsler (* 18.12.1818 in Thalmannsfeld)

Am 08.02.1845 übernimmt Johann Andreas Winter das ganze väterliche Erbe, und zwar neben der Hirschenwirtschaft auch den väterlichen Lohbauernhofanteil, jedoch ohne Äcker, um 775 Gulden. Aus weiteren Quellen ist dann zu erfahren, daß der neue Besitzer 1853 bei Rahel Neuburger in Thalmässing einmal eine Hypothek von 1200 Gulden, ein zweites Mal eine solche von 2000 Gulden zu 3 % Zinsen auf­nahm, außerdem hatte er schon bei der Übernahme eine Hypothek aus dem Jahr 1817 mitübernommen. Augenscheinlich hing diese Verschuldung mit Problemen bei der Hirschenwirtschaft zusammen, von der es bei der nach dem Tod Michael Winters am 19.05.1841 amtlich vorgenommenen Schätzung heißt: „Ein Wirtschafts­gut mit realer Tafern- und Braugerechtigkeit, Schätzwert 1200 Gulden deshalb, weil Gebäude in sehr schlechtem Zustand und das ganze Jahr keine 100 Eimer Bier auf dem Winter'schen Anwesen gebraut und konsumiert werden.“

Es war vorauszusehen, daß auch die letzte große Schuldenaufnahme die Hirschen­wirtschaft nicht mehr retten konnte, sondern schließlich doch zum Konkurs führte, und zwar wurde sowohl die Hirschenirtschaft als auch der Lohbauernhof zur Ver­steigerung ausgeschrieben, die 1853 erfolgte. Laut vorhandenen Unterlagen erwarb bei dieser Versteigerung am 12.10.1853 Adam Trescher den ganzen Lohbauernhof, ausgenommen die Grundstücke der ehemals Erdmannsdörfer'schen Hälfte am Loh­bauernhof. Auch bei dieser waren in der Zwischenzeit vielfach Änderungen einge­treten. Nach dem Tausch vom 22. Febr. 1816 blieb dieser halbe Hof zunächst im Be­sitz des ehemaligen Hirschenwirts Andreas Erdmannsdörfer mit dem vollen ehema­ligen Anteil an Äckern des alten Lohbauernhofes, z.B. auch der Köhläcker. Offiziell wurde dieser Teil jetzt als Halbhof, sein Besitzer als Halbbauer bezeichnet. Aus ir­gendwelchen unbekannten Gründen wurde 1822 dieser Halbhof (Nr. 27) von Andreas Erdmannsdörfer wieder verkauft. Erwerber war Adam Meier von Thal­mannfeld, Preis 2222 Gulden.

1822      
Johann Adam Meyer (Lohbauer, * in Thalmannsfeld)
⚭ 1822 Anna Margareta Dorner (geb. Lehmeier, * in Thalmannsfeld, † 08.10.1839)

Nachfolger wurde sein Sohn Christian Meyer.

1829      
Christian Meyer (* in Thalmannsfeld)
⚭ 23.09.1829 Eva Margareta Städtler (†  21.12.1835)
⚭ 2. Ehe 22.05.1836 Kunigunda Erdmannsdörfer aus Wengen
Sohn Johann (* 03.09.1840)

Als jedoch dieser Lohbauernsohn Johann am 04.08.1867 heiratet, wohnt er nicht mehr auf Nr. 27, sondern auf 90 a.

Johann Meyer (Köbler, * 03.09.1840)
⚭ 04.08.1867 Elisabeth Schweinesbein (* 06.05.1834 in Indernbuch)

Aufgrund all dieser Unterlagen ist anzunehmen, daß zu dem alten Lohhof, den Adam Trescher 1853 ersteigerte, nur noch ein Bruchteil seines ehemaligen ausge­dehnten Grundbesitzes gehörte.

1852      
Johann Adam Trescher (Drescher) (* 17.11.1822 in Bergen, † 31.07.1881)
⚭ 29.08.1852 Anna Margareta Rieger (* 24.06.1824 in Ettenstatt)
Sohn Johann Michael  (* 12.09.1853)

Johann Michael Drescher (Ökonom, * 12.09.1853)
⚭ 20.02.1885 Anna Christine Hemmeter (* 07.03.1859 in Oberhochstatt)

09. Juni 1895: Der Gemeindebevollmächtigte Michael Drescher ist nach Thalmanns­feld verzogen (heiratete in Thalmannsfeld ein zweites Mal eine Barbara Renner). Am 19. Juni 1895 wird das Anwesen an die Eheleute Johann und Barbara Grimm verkauft.

1895      
Johann Grimm (Köbler, * 05.09.1850 in Bergen)
⚭ 11.04.1887 Barbara Lang (* 02.12.1864)
Sohn Friedrich (* 18.08.1887)

19. Juni 1895: Übersiedlung auf Nr. 37. Den Gesamtbesitz von Nr. 37 hatte Johann Grimm aus dem Rücklaß des Adam Drescher (Vater) am 02. Januar 1895 um 8571 Mark 40 Pfennig übernommen und nach dem Umschreibeverzeichnis und Ehever­trag um den gleichen Betrag zum Miteigentum am 11.04.1887 angeheiratet. Am 19. Juni 1895 erwerben die Eheleute Johann und Barbara Grimm das Anwesen Nr. 37 im Tausch gegen das Anwesen Nr. 58 um 1500 Mark. Der Grundbesitz von Nr. 37, 3560 qm, wird beim Vertausch zu Haus Nr. 58 transferiert. Gesamtbesitz am 02. Juni 1900 15 Tagwerk, 82 Dezimal. Das Anwesen wird übergeben "samt allen damit verbundenen Rechten und Befugnissen, allem, was in und an den Gebäuden, wand-, band-, niet- und nagelfest ist, ferner mit dem gesamten zu dem Anwesen gehörigen und bei demselben befindlichen lebenden und toten Ökonomieinventar. Der Kauf­schilling ist innerhalb eines Jahres, von heute gerechnet, bar und vollständig an den Verkäufer zu bezahlen und während dieser Zahlungsfrist unverzinslich.“

11. März 1919: Übergabe an Sohn Friedrich.

1919      
Friedrich Grimm (Glasermeister und Landwirt, * 18.08.1887)
⚭ 13.08.1919 Magdalena Fellner (* 18.03.1890)
Sohn August Friedrich (* 04.02.1922)

1951      
Fritz Grimm (Landwirt, * 04.02.1922)
⚭ 22.05.1951 Mina Pfitzinger (* 05.03.1925 in Bergen)
Sohn Helmut Werner (* 19.03.1954)

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